Bei unserem heutigen Spaziergang am See merken meine Nayeli und ich es ganz genau, obwohl noch jede Menge Schnee liegt, weht heute zum ersten mal ein besonders laues Lüftchen und die ersten Schneerosen strecken ihr Köpfchen aus der Erde zum Himmel empor. Die durchdringende Kälte der letzten Tage und Wochen ist verschwunden und hat den ersten Vorboten des Frühlings Platz gemacht.
Es fasziniert mich immer wieder wie sehr man sich auf den ewigen Rythmus der Natur verlassen kann. Der Winter neigt sich schön langsam dem Ende zu und mit dem heutigen Jahreskreisfest Imbolc werden die Tage wieder Stück für Stück ein bisschen länger und wir spüren, dass die Sonne mehr und mehr an Kraft gewinnt. Alle Hoffnung liegt nun auf dem stärker werden des Lichts, das das Aufkeimen des Lebens in der Natur und somit auch in uns erst ermöglicht.
Jetzt ist auch für uns Menschen genau der richtige Zeitpunkt für Erneuerung um zu neuen Ufern aufzubrechen, Visionen zu entwickeln, Ideen zu sammeln und Pläne zu schmieden damit sich Neues zeigen kann.
Am Tag des Lichtfests werden wir dazu ermutigt darüber nachzudenken, was in uns ans Licht möchte, welches Talent, welche Begabung, welcher Herzenswunsch möchte von uns gelebt werden? - Welchen Samen möchten wir für das neue Jahr säen? Über all das habe auch ich heute bei unserem Spaziergang nachgedacht! Dabei drängte sich der Gedanke auf, das gerade in diesem Jahr das Fest Imbolc für mich so intensiv wie schon lange nicht mehr ist - die momentane, sehr fordernde Zeitqualität braucht nämlich genau das, was dieses Fest ausmacht: Tiefgehende Reinigung für den Neubeginn! Ich habe das Gefühl als ob sich momentan auf unserer Welt gerade alles neu ordnet. Alles ist in Veränderung, egal wohin man blickt - Beziehungen, Arbeitswelt, Politik, Natur ... das Schicksal (das Leben) mischt in allen Bereichen die Karten neu - und wie! Die Schamanen der indigenen Völker aber auch die großen, weisen geistigen Lehrer dieser Welt haben schon seit langer Zeit darauf hingewiesen, das große Herausforderungen auf uns im "Wassermannzeitalter" (...beginnend mit dem Jahr 2008) zukommen werden. Ich glaube wir alle spüren, dass wir da gerade mitten drin sind, jeder von uns ist auf die ein oder andere Weise damit beschäftigt sein Leben neu zu ordnen. Altes zu verabschieden und Neues zu gebären. Zugegeben, dass ist nicht nur ein großer Kraftakt sondern das macht auch Angst und schafft Verwirrung, nicht zu wissen was kommt und wo uns die Reise hinbringt und vor allem fordert es auch enorm unsere Geduld, unser Vertrauen und unsere Hingabe ans Leben selbst, mitten in diesem Prozess zu sein - das Alte schon vergangen wissend und das Neue spürbar, greifbar aber doch noch nicht sichtbar! Und wie ich gerade so überlege, was denn bei mir noch in der nächsten Zeit so alles an Veränderungen kommen wird, drängt sich wieder der Vergleich mit dem heutigen Lichtfest auf. TIef drinnen in der Erde liegt er, der Same, startklar und voller Ungeduld wartet er darauf im Frühling aus der Erde zu sprießen. Er weiß, der Weg ans Licht erfolgt genau zum richtigen Zeitpunkt und es braucht sicher ganz viel Kraft um sich durch das Erdreich zu wühlen aber er weiß auch, wenn er es chafft, dann wird es wieder leichter, dann hat die Dunkelheit ein Ende und es wird wieder Licht!
Mehr als sonst sind wir heuer aufgefordert uns mit dem Lichtfest von Altem zu reinigen, zu befreien und einen guten Boden für das Neue zu schaffen. Mehr als sonst drängt es mich darüber nachzudenken, was denn gerade in Zeiten großer Veränderungen wichtig ist zu säen! Menschen indigener Kulturen zeichnen sich dadurch aus, das man ihre Kraft und ihre Stärke im Glanz ihrer Augen sehen kann. Sie eint etwas ganz besonderes, sie machen ihre Freude und ihre innere Stärke nicht von den Geschehnissen der Aussenwelt abhängig. Ihr Lachen und die fest in ihnen verankerte Kraft kommt aus ihrer innersten Quelle, einer zutiefst fruchtbaren Landschaft, die eine bedingungslose Liebe und Freude am Leben als solches, unabhängig vom Außen, hervorruft. Diese Liebe und Freude ist die Folge der Kultivierung eines sehr reichen "inneren Gartens". Immer wieder erlebe ich in meinem beruflichen Alltag, dass viele Menschen, die sich mir anvertrauen ihre ganze Freude und das Erleben von Gefühlen wie Liebe, Harmonie, Zufriedenheit, Begeisterung usw. mit Geschehnissen im Aussen verknüpfen. Ja auch ich kenne diese Abhängigkeit nur zu gut! Auch ich weiß wie es ist, wenn man seine Freude, seine "Wohlgefühl" mit äusseren Ereignissen verbindet, es schafft keine Harmonie von Dauer sondern leider nur, Abhängigkeit, Sucht und Ohnmacht, weil wir uns damit abhängig machen von Dingen die ausserhalb unserer Kontrolle, unserer selbst stattfinden. Und weil es eben unweigerlich mit dem Rythmus des Lebens einhergeht, dass sich unsere Lebensumstände verändern - das ganze Leben ist Veränderung! - werden all unsere guten Gefühle wie Liebe, Harmonie, Zuneigung, Freude immer öfter zu seltenen und flüchtigen Phänomenen und zum Spielball von Mächten, Geschehnissen die wir nicht in der Hand haben und nicht steuern können. Das gilt gerade auch in unruhigen Zeiten für das Empfinden und Erleben von Sicherheit und Geborgenheit. Was uns heute noch sicher erscheint, kann morgen schon ganz anders sein! Je nach dem, welche Verhältnisse gerade vorherrschen, welche globalen, wirtschaftlichen Entwicklungen gerade stattfinden, welche Politiker an der Macht sind, welche Gesellschaftsbilder uns leiten. Scheint dein Arbeitsplatz heute noch krisenfest und zukunftssicher, so kann morgen schon dein Wirkungsbereich aus Einsparungsgründen einfach und ohne große Vorankündigung wegrationalisiert werden. Da braucht man schon ein stabiles inneres Gleichgewicht, denn da kann dann schon mal schnell das beängstigende Gefühl aufkommen den Umständen völlig ausgeliefert zu sein, den Boden unter den Füßen entzogen zu bekommen und die emotionalen Höhen und Tiefen wechseln sich dann so schnell ab, dass dir davon ganz schwindlig wird.
In Zeiten der Veränderung aber auch bei den kleineren und größeren Problemen unseres Lebens sehnen wir uns umso mehr danach, das sich die Dinge auf wundersame Weise im Aussen verändern. VIele warten dann darauf, dass sie endlich die Stelle angeboten bekommen, die sie von ganzem Herzen erfüllt oder darauf, das "die da oben" die Welt endlich zu einem sozial faireren und besseren Platz machen, warten darauf, das der Partner endlich in die Gänge kommt und sich verändert damit das Beziehungsleben wieder besser klappt .... bei all dem Wünschen und Hoffen vergessen sie dabei eines ... NIEMAND AUSSER UNS SELBST HAT DIE MACHT DIE DINGE SO ZU VERÄNDERN, DASS SIE FÜR UNS PASSEN! Niemand kann uns auf Dauer glücklich machen, wenn wir selbst nicht wissen, was uns glücklich macht! Um die Methapher mit dem inneren Garten zu bemühen: Wer sein Glück vom Aussen unabhängig macht, der hat nicht nicht nur einen herrlich bunten Garten, eine blühende Innenwelt sondern der weiß auch darum welche Blumen er besonders gerne mag, welche Blumen er säen muß damit der Garten genau so farbenfroh und leuchtend wird wie er sich ihn vorgestellt hat! Und er weiß auch, dass die Blumenpracht, jede einzelne blühende Blume im Garten, ob groß oder klein nicht von selbst entsteht sondern mit dem Säen des Samens beginnt
Während meine Nayeli es sich gerade auf einem Felsen am Seeufer gemütlich macht und ich die mitgebrachten Naturmaterialien zu einem Mandala auslege und dabei meinen Gedanken nachhänge, kommt sie wie ein Blitz die Erkenntnis, dass man gerade in Zeiten der Veränderung, in einer Welt, die sich mittlerweile fast tägtlich verändert den Blick, seine Aufmerksamkeit noch mehr nach innen richten muss um dort die Liebe, Fürsorge, Sicherheit, Freude und den Frieden zu finden, die nicht von anderen Menschen oder äußeren Umständen abhängen. Ja, da ist sie wieder die Erkenntnis und Weisheit, die ich durch das Zusammen sein mit meinen schamanischen Lehrern in den vielen Jahren reifen und entstehen lassen durfte - es geht darum den Reichtum des inneren Garten zu erfahren und zu kultivieren. Sich wieder darüber klar zu werden, das der innere Garten ständig gedüngt, gehegt und gepflegt werden will. Das es gerade die kleinen Freuden sind, die den Garten besonders bunt machen und die wir uns tagtäglich selbst machen können so wie z.B. das Feiern von Jahreskreisfesten, das Lesen eines guten Buches, das tägliche Meditieren, ein bereicherndes Gesprächmit einer guten Freundin, die Spaziergänge mit meiner Nayeli am See oder auch mein Naturmandala, das gerade fertig geworden ist und dank der schönen Formen und Farben der Blätter und Blüten nicht nur mein Auge sondern auch meine Seele erfreut. "Glücksgefühl pur" das ich mir immer wieder selbst machen kann und das vor allem unabhängig von den Ereignissen im Aussen ist. Und schon ist er gesät der Same für das neue Jahr, zum richtigen Zeitpunkt ist die Erkenntnis gekeimt, die in den nächsten Monaten, immer wieder mit ganz viel Selbstfürsorge gedüngt, gehegt und gepflegt zu ihrer ganzen Fülle, zu einem noch reicheren, blühenderen "inneren Garten" wachsen soll.....
Den Samen säen für das was mir lieb und wichtig ist! Es ist ein lieb gewordenes Ritual für mich zum Lichtfest für das was in meinem Leben wachsen soll auch symbolisch eine Handlung zu setzen und darum säe ich für jedes Element das wachsen soll einen Blumensamen, der anfangs im Keimhaus gezogen wird und dann in einem Blumentopf auf der Fensterbank weiterwächst bis er im Frühling in den Garten kommt und wenn er gut gehegt und gepflegt wird im Sommer mit all seiner leuchtenden, duftenden Pracht in meinem Garten mir die schönste Freude macht!